Der Frühling naht mit Brausen – 98 *

Melodie: Nach Felix Mendelsohn-Bartholdy
Text: Karl Klingemann, 1777-1831

Der Frühling naht mit Brausen
er rüstet sich zur Tat
und unter Sturm und Sausen
keimt still die grüne Saat.
|:Drum wach, erwach, du Menschenkind,
dass dich der Lenz nicht schlafend find’t!:|
dass dich der Lenz nicht schlafend find’t.

Tu ab die Wintersorgen
empfange frisch den Gast;
er fliegt wie junger Morgen,
er hält nicht lange Rast.
|:Drum wach, erwach, du Menschenkind,
dass dich der Lenz nicht schlafend find’t!:|
dass dich der Lenz nicht schlafend find’t.

Dir armen Menschenkinde
ist wund und weh ums Herz?
Auf, spreng getrost die Rinde,
schau mutig frühlingswärts!
|:Es schmilzt das Eis, die Quelle rinnt;
dir taut der Schmerz und löst sich lind,:|
dir taut der Schmerz und löst sich lind.

Und wie die Vöglein leise
anstimmen ihren Chor,
so schall auch deine Weise
aus tiefer Brust hervor.
|:Bist nicht verarmt, bist nicht allein,
umringt von Sang und Sonnenschein,:|
umringt von Sang und Sonnenschein.

Denkst du daran – 77 *

Volksweise

Denkst du daran, wie dich in unsrer Mitte
der Brüder Herz mit treuem Gruß empfing?
Wie jeder hier nach echter Maurersitte
gar bald an dir mit Bruderliebe hing?
Denkst du daran, wie oft in diesem Kreise
der Freundschaft Hand uns ihre Kränze wand?
Wir denken dran, Erinnerung folgt dir leise
und zieht mit dir dahin ins ferne Land.
Dir folgt Erinnerung, o Bruder, leise
und zieht mit dir dahin ins ferne Land.

Denkst du daran, wie wir beim frohen Mahle
das Herz erheiterten mit Wort und Sang?
Die Freude bot uns lächelnd ihre Schale
und freundlich läutete der Gläser Klang.
Bald wird die ernste Scheidestunde schlagen,
die Zeit verrinnt und trennt was sich vereint.
|:Drum sollen dir des Liedes Töne sagen:
Auch nach der Trennung denkt des Freunds der Freund.:|

Dem Orden Heil – 3

Volksweise von Johann André 1776

Dem Orden Heil! Die Feiertöne klingen
aus treuer Maurer Brust, aus treuer Maurer Brust;
vom Fron des Tags und von der Arbeit Ringen
ruft uns des Festes Luft, ruft uns des Festes Luft.

Es naht die Weisheit, die des Irrtums Schranken,
des Wahnes Nacht durchbricht, des Wahnes Nacht durchbricht.
Sie führt des Maurers Hochgedanken
zur Wahrheit und zum Licht, zur Wahrheit und zum Licht.

Drauf schwebt im reinsten Feierglanz hernieder
der Schönheit Zauberbild, der Schönheit Zauberbild.
Sie spendet Kränze uns und frohe Lieder
und macht uns sanft und mild, und macht uns sanft und mild.

Und sollte sich die Stärke nicht gesellen
zum freundlichen verein, zum freundlichen Verein.
So würde wie das Schiff in wilden Wellen
des Maurers Leben sein, des Maurers Leben sein.

Du heil’ge Drei, o wolle stets uns leiten
wie auch der Tag sich zeigt, wie auch der Tag sich zeigt.
Lass sicher uns im leben vorwärts schreiten
bis unser Ziel erreicht, bis unser Ziel erreicht.

Im Glückeslächeln und in Not und Plage
durchglühe unsere Brust, durchglühe unsre Brust,
und weihe aller Maurer Lebenstage
zu reiner Lieb und Luft, zu reiner Lieb und Luft!

Das Licht der Erkenntnis erleuchte uns alle – 38

Melodie: Wir treten zum Beten
Text: unbekannt

Das Licht der Erkenntnis
erleuchte uns alle,
es gebe die Kraft uns,
den Kampf zu besteh’n.
Ob mancher Streiter
für Wahrheit auch falle,
geläuterte Menschen
werden ersteh’n.

Wir kämpfen für Freiheit
des Geistes und Rechte,
dass der Mensch nicht
im Staube Götzen verehrt.
Wir hassen das Unwahre,
Falsche und Schlechte.
Lieb‘, Freiheit und Schönheit
sei keinem verwehrt.

Wir wollen nicht ruhen,
bis dass wir bezwungen
die Macht, die solange
die Menschheit bedrückt,
bis die Feinde des Lichtes
sind niedergerungen,
so lange noch bliebe
das Schwert auch gezückt.
Auf, durch Kampfe zum Sieg!

Dämmer und Schatten – 43

Nach der Melodie „Integer vitae“

Dämmer und Schatten
hält die Welt umschlungen,
noch ward das Dunkel nicht
vom Licht bezwungen.
Wo sind die Kämpfer,
die’s als Zeichen küren,
siegreich es führen?

Wir sind’s und wollen
fest uns hier verbünden,
Wissen und Wahrheit
wollen wir verkünden.
Wenn uns der Feinde
Tücken rings umwüten,
nimmer ermüden.

Vaterland, dir stets
treu und wahr zu nützen,
Rechte der Menschheit
immerdar zu schützen,
Glück zu verbreiten
hier im Erdenleben,
sei unser Streben.

Tugend und Sitte
sollen bei uns walten,
Denken und Dichten
herrlich sich entfalten.
Was es an Schönem
kann auf Erden geben
soll uns erheben.

Wir wollen denken
derer, die gestritten,
die für die Wahrheit
Not und Tod gelitten.
Die besten Helden,
die die Welt besessen,
sei’n nie vergessen.

Und nun zum Eide,
lasst die Hand uns heben.
Heiligem Streite
weih’n wir unser Leben.
Wie auch des Dunkels
Mächte uns bekriegen:
Wir werden siegen!

Brüder reicht die Hand zum Bunde – 14 *

Komponist unklar (W. A. Mozart oder Johann Holzner)

Brüder reicht die Hand zum Bunde
diese schöne Feierstunde
führ uns hin zu lichten Höhn!
Lass was irdisch ist entfliehen,
unsrer Freundschaft Harmonien
|:dauern ewig fest und schön!:|

Einer Kette starke Glieder
lasst bewähren uns als Brüder,
als der Freiheit sichrer Hort!
Wahrheit suchen, Tugend üben,
alle Menschen wahrhaft lieben
|:das sei unser Losungswort.:|

Brüder nun seid bereit – 9

um 1813

Brüder, nun seid bereit
Führe uns Weisheit auf all unsren Wegen,
zum Bau des Tempels, der Menschheit zum Segen!
Brüder, so richtet lotrecht genau:
Weisheit begründ‘ den Bau!

Brüder, nun seid bereit
Öffne die herzen, lasst Schönheit uns blicken,
uns nur für Liebe und Tugend entzücken!
Brüder, wie auch der Tag sich uns beut,
zier uns der Schönheit Kleid!

Brüder, so seid voll kraft!
Tagaus und tagein durchglühe uns Stärke,
Eifer und Fleiß nur bringt Segen dem Werke!
Brüder lasst nimmer uns müde sein,
machtvoll dem Werk uns weih’n!

Brüder lasst die Kunst uns preisen – 26

Text Br.: R. Penzig

Brüder lasst die Kunst uns preisen
wahrhaft königlicher Art,
Die nach unsrer Väter Weisen
treu uns überliefert ward.
Einen Tempel gibt’s zu bauen
wo die Menschheit wird verehrt,
Schönheit sei darin zu schauen
Weisheit werde drin gelehrt.
Alles Ding währt seine Zeit
Maurerbau in Ewigkeit!

Aus dem Dunkel strebt zum Lichte
schüchtern noch des Lehrlings Geist,
es in unsres Bunds Geschichte
in zu höhrer Klarheit weist.
Wie in schlichter Maurer Hütten
Handwerk wurde edle Kunst,
wie die Wahrheit ward erstritten
aus des Aberglaubens Dunst.
Lehre will auch ihre Zeit,
Meisterschaft braucht Ewigkeit.

Bist du selbst dann recht gebauet,
rechtwinklig an Seel und Leib,
wird dir größer Werk vertrauet,
daß die Kunst erhalten bleib‘.
Der Gesell darf nicht ermatten,
ist das große Werk gelingt,
Da dem rauen Stein zu glattem
Quaderbau sein Hammer zwingt.
Schwer ist alle Arbeitszeit
und des Tempels Krönung weit.

Doch wer treu nach bestem Können
seine Pflicht im Kleinen tat,
Meister wollen wir ihn nennen,
hören seinen klugen Rat.
Von des Tempels höchsten Zinnen
muß er schauen weit ins Land,
stark nach außen, treu nach innen
für den Brüder Kampfverband.
Meisterschaft braucht lange Zeit,
endet nie in Ewigkeit.

Lehrlinge, Gesell und Meister,
brüderlich zum Tun gesellt,
bauen aus der Welt der Geister
hier schon eine beßre Welt.
Denn unseres Tempels Hallen
kennt man Zorn und Rache nicht ,
Eintracht wallte in uns allen
und der Drang zum ew’gen Licht!
Alles Ding währt seine Zeit,
Mauerbau in Ewigkeit.

Brudersegen! Euch entgegen – 46

Volksweise von F. E. Feska, 1822

Brudersegen! Euch entgegen
töne ernster Weihegruß!
|:Naht in alter Bundesweise
segnend schweb ob unsrem Kreise
unsers Bundes Genius.:|

Feierhalle, nimm uns alle
auf in deines Friedens Raum,
|:dass wir unermüdet bauen,
dass wir reinen Herzens schauen
schön erfüllt der Menschheit Traum!:|

Treu befunden, treu verbunden
in den Tempel treten wir.
|:Unserm ersten, heil’gen Werke
soll die Weihe Weisheit, Stärke,
Schönheit geben für und für.:|

Bruder hier in unserer Mitte – 22

W. Klein

Bruder, hier in unsrer Mitte
strahlte dir der Weisheit Licht,
aber bei dem ersten Schritte
fordre vollen Glanz noch nicht.
Kenntnis keimt erst mit dem Leben,
reifet wie der Frucht der Flur;
|:wer da strebt, sich zu erheben
folge treuer Liebesspur.:|

Deinen Fleiß wird Tugend künden,
die dem großen Werk sich weiht,
unsrer Brüder Glück zu gründen,
trotz des Hasses Grimm und Streit.
Sei getrost! Wenn dich die Bürde
dieses Kampfes niederbeugt,
|:wirst du fühlen, daß die Würde,
echter Tugend Kraft erzeugt.:|

Freundschaft wird dich treu geleiten;
nimm den Druck der Bruderhand.
Laß sie achtlos nicht entgleiten,
knüpfe freundlich festes Band!
Zu verketten, zu versöhnen,
ist des Maurers höchster Ruhm;
|:wer das Leben zu verschönern
weiß, dem wird’s zum Eigentum!:|

Schönheit, die dem niedren Staube
nimmer ihren Ursprung dankt,
wird auch keiner Zeit zum Raube,
die im ew’gen Wechsel schwankt.
Nicht umsonst an heil’ger Stätte
faßte dich die Bruderhand:
|:wisse, daß die Bundeskette
dich für Ewigkeiten band!:|