Ruhig ist des Todes Schlummer – 56

Melodie: Volksweise von Enzelling, 1819
Text: Umdichtung eines Schubertschen Liedes von Br:. Rudolf Penzig

Ruhig ist des Todes Schlummer,
der auf deine Augen fiel.
Diese Ruhe stört kein Kummer,
nicht der Leidenschaften Spiel.
|: Deine Sorgen groß und klein
schliefen alle mit dir ein. :|

Über deinem Sarge leuchtet
noch wie stets der Sonne Gold,
Tränentau hat ihn befeuchtet,
den Erinnerung dir zollt:
|: und von Mängeln unbeschwert
steht dein Bild vor uns verklärt. :|

Laßt den Bruder uns bestatten,
der nun schloß die Augen zu;
wer gewirkt hat ohn Ermatten,
der verdient des Grabes Ruh.
|: Reich gesegnet war sein Lauf!
Heilge Erde (Flamme), nimm ihn auf! :|

Reicht die Hand euch in der Runde – 15

Komponist unklar (W. A. Mozart oder Johann Holzner)
Text: Nachgedichtet von W. Krüfne

Reicht die Hand euch in der Runde!
Diese stille Feierstunde
lenk den Geist aufs Ew’ge hin!
Laßt was irdisch ist entfliehen,
bessren Daseins Harmonien
|: leben auf in eurem Sinn. :|

Nur die Liebe ist der Meister,
der die Herzen, der die Geister
für ein ewig Wirken schuf;
Licht und Recht und Tugend schaffen
durch der Wahrheit heil’ge Waffen,
|: sei uns göttlicher Beruf. :|

Nicht die alten Märchenschätze
seien unsere Glaubenssätze,
fließend aus der Frömmler Mund. –
Nur Vernunft und Wissen sollen
leiten unser Tun und Wollen
|: auf dem ganzen Erdenrund.:|

Freies Menschentum erblühe!
Seine hohe Kraft erglühe
alle Völker bis ins Mark!
Daß aus finstren Geistesbanden
frei und herrlich auferstanden,
|: Glück sie breiten kühn und stark! :|

Soll das große Werk gelingen,
muß ein starkes Band umschlingen
alle Welt den kleinsten Ort!
drum schließt dichter eure Reihen:
„Laßt die Menschheit uns befreien!“
|: Das sei unser Losungswort! :|

Preiset die Stunde – 20

Melodie: „Ännchen von Tharau“ – Friedrich Silcher

Preiset die Stunde, die freundlich uns lacht
die einen Bruder uns Brüdern gebracht.
Wer aus dem Dunkel zum Lichte aufstrebt,
und in der Liebe treu wehet und lebt,
ist uns willkommen, wir lassen ihn ein,
ist unser Bruder, soll immer es sein.

Lächelt wie Sonnenblick hold dir das Glück,
unser Herz strahlt es dir doppelt zurück;
führt dich durch Trübsal der zaudernde Schritt,
geht dir Zur Seite die Liebe stets mit;
komme, was komme, du bist nicht allein,
bist unser Bruder, sollst immer es sein!

Willst du uns helfen, den Tempel zu baun,
den wir sehnsüchtig im Geiste erschaun;
willst du die heiligen Mauern erhöhn,
fördern, was wahr ist, was gut ist und schön?
Dann sei willkommen! Wir lassen dich ein,
bist unser Bruder, sollst immer es sein!

Oh Wahrheit sende deine Strahlen – 8 *

Melodie: „O Isis und Osiris“ – Br:. W. A. Mozart  (1791)

Oh Wahrheit sende deine Strahlen
vom Quell des Lichts zu uns herab;
daß wir im reinen Tempelschalen
|: empfangen, was Natur uns gab, :|
Chor: empfangen was Natur uns gab!
Das Herz ist unsre Tempelschale,
drin hegen wir das heilge Licht
zu leuchten in dem finstern Tale,
|: bis durch die Nacht der Morgen bricht, :|
Chor: bis durch die Nacht der Morgen bricht

Oh Weltengeist der allem waltet,
beschirm auf unsren hehren Bau!
Seufz auf die Kunst, die nie veraltet
|: befruchtend deinen Himmelstau! :|
Chor: befruchtend deinen Himmelstau!
Um lichtgeschmückte Tempelsäulen
drängts sich die treue Bruderschar
und bringt, wie auch die Stürme heulen,
|: der Wahrheit ihre Opfer dar. :|
Chor: der Wahrheit ihre Opfer dar.

Oh Täler weit oh Höhen – 117 *

Melodie: F. Mendelsohn-Bartholdy 1809-1847
Text: Joseph von Eichendorff 1788-1857

Oh Thäler weit, oh Höhen,
o schöner, grüner Wald,
du meiner Lust und Wehen
andächt’ger Aufenthalt!
Da draussen, stets betrogen,
saust die geschäft’ge Welt,
|: schlag noch einmal die Bogen
um mich, du grünes Zelt! :|

Wenn es beginnt zu tagen,
die Erde dampft und blinkt,
die Vögel lustig schlagen,
dass dir dein Herz erklingt:
da mag vergehen, verwehen
das trübe Erdenleid,
|: da sollst du auferstehen
in junger Herrlichkeit. :|

Da steht im Wald geschrieben
ein stilles, ernstes Wort
von rechtem Thun und Lieben,
und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
die Worte schlicht und wahr,
|: und durch mein ganzes Wesen
ward’s unaussprechlich klar. :|

Bald werd‘ ich dich verlassen,
fremd in der Fremde gehn,
auf buntbewegten Gassen
des Lebens Schauspiel sehn;
und mitten in dem Leben
wird deines Ernsts Gewalt
|: mich Einsamen erheben,
so wird mein Herz nicht alt. :|

O Haupt voll Blut und Wunden – 25

Text: Br. R. Penzig

O Haupt voll Blut und Wunden,
der Menschheit stolzes Haupt;
noch ist zu allen Stunden
dein Frieden dir geraubt!
Noch blickt dein Auge trübe,
dein Antlitz ist entstellt,
noch fehlt die echte Liebe
in unsrer Menschenwelt

Die Menschheit drängt zum Lichte
aus schwerer Dunkelheit.
Doch ist die Weltgeschichte
erfüllt von Kampf und Leid!
Noch sind des Volkes Glieder
nicht durch den Geist geeint
und statt vertraute Brüder,
ist Mensch dem Menschen Feind!

Was noch die Menschheit duldet,
ist unsre eigne Last!
Wir haben’s selbst verschuldet,
wenn Mensch den Menschen hasst.
O nehmt mit offnen Armen
einander herzlich auf,
lasst Herz an Herz erwarmen
im kurzen Lebenslauf.

Nichts soll uns Brüder scheiden;
wir stehen Hand in Hand,
wir kämpfen oder leiden
in traulichem Verband.
Die Kette soll uns binden,
auch Zeichen, Griff und Wort,
dass brüderlich sich finden
Ost, Westen, Süd und Nord.

Öffnet die Pforten weit – 63

Melodie:“God save the king“
Text: unbekannt

Öffnet die Pforten weit,
dass sich voll Herzlichkeit
Brüder uns nah’n!
Und als der Treue Pfand,
bietet die Bruderhand;
zu heilger Kette Bund
den Freunden an.

Auf! Heut im Festverein
sollst du willkommen sein,
du treue Schar!
Wer auf dem Erdenrund
treu blieb der Maurerbund,
dem bringt jetzt Herz und Mund
Brudergruß dar!

Ehre dem Heimatland,
wo jeder Eintritt fand,
– die Binde fiel!
Heut – ist die Heimat hier,
als unsres Festes Zier
grüßen Gefährten wir
am Weg – zum Ziel!

Nur stolz gestrebt zum Edlen, Schönen – 10

Melodie E. M. Arndt
Text Eduard Rieger

Nur stolz gestrebt zum Edlen, Schönen
nur stolz gestrebt, du Menschenkind.
Wie sich’s geziemt der Menschheit Söhnen,
die Kinder wahrer Freiheit sind.
Wie immer sich dein Schicksal wende
in Leidenszeit in Freud und Glück,
Dem Guten reiche stets die Hände,
zum Schönen richte stets den Blick.

Nur stolz gestrebt trotz aller Mühen;
die dir das Leben auferlegt.
Für’s Edle lass dein Herz erglühen
und für die Freiheit unentwegt.
Ihr sei mit Sinn und Herz ergeben,
für Freiheit opfere dein Blut,
dem Guten weihe still dein Leben,
Gerechtigkeit dein höchstes Ziel.

Nur stolz gestrebt, halt ohne Zagen
zu alle dem, was recht und wahr.
Halt nimmer dich an alte Sagen
und zu der Dunkelmänner Schar –
O reiß dich los vom Torenwahne,‘
der freiem Denken fesseln schlug,
kämpf unter Wissens goldner Fahne,
lieb nur was wahr, hass allen Trug.

Und wenn dich Menschen stolz auch nennen,
weil sie dein Streben nicht versteh’n,
und wenn dich Freunde selbst verkennen
und achselzuckend von dir geh’n:
Dein Herz darf dennoch nicht erbeben,
Trotz aller Lebenseinsamkeit, –
denn nur in reinem edlen Streben,
liegt Tugend und Glückseligkeit.

Nur in des Herzens heilig erster Stille – 42

Melodie: „Integer Vitae“ – Friedrich Ferdinand Flemming
Text: unbekannt

Nur in des Herzens
heilig ernster Stille
kann erst das Leben
schöner sich gestalten;
nur wo in Eintracht
sanfte Geister walten,
stärk sich der Wille.

Eintracht und Liebe
halten uns verbunden,
wie auch im Wechsel
steigt und fällt das Leben.
Vorwärts die Blicke!
Kräftig euer Streben,
nützet die Stunden!

Rastlos und fröhlich
treiben unsre Blüten;
wenn schon der Jugend
Sterne abwärts zogen,
winken sie freundlich
doch von fernen Bogen:
Ruhe un Frieden!

Nun klinget ihr Töne – 86

Melodie: E. Schumann, 1869
Text: Br:. Paul Sartori

Nun klinget, ihr Töne, zum festlichen Mahl
in freudig gehobenen Weisen,
nun schalle, du Lied, in dem festlichen Saal,
um Frauen, die Schwestern zu preisen;
die mit wackerer Kraft
an dem Werke geschafft
die sollen wir billig verehren,
und sie bieten sogar
sich als Muster uns dar,
die in manchem noch manchen belehren.

Denn wo nur die Sonne die Erde bescheint,
im Osten und Westen und Norden,
da bilden die Frauen alle vereint
nur einen gewaltigen Orden.
Sie verbindet kein Eid
und kein Zeichen, kein Kleid,
und sie herrschen doch über die Lande,
sie verstehen sich frei,
und helfen sich treu,
und sie schlagen die Erde in Bande.

Wenn rosig das Mädchen zur Knospe erblüht,
so naht sie dem ersten Grade,
von dem Eifer des Lehrlings durchglüht,
zu dem Ziel die verschlungenen Pfade.
Wie man stickt, wie man strickt
wie man wonniglich blickt,
wie man weine und lache und singe
wie man pocht, wie man fleht,
wie man kocht, wie man brät,
wie man Herzen der Männer bezwinge.

Und ist nun das Ziel, das erwünschte erreicht,
ein Herz ihr in Liebe entglommen,
wie dünkt sich das andere, so winzig und leicht,
wenn der zweite der Grade erklommen!
Sie gesellt sich zum Mann
und folgt ihm fortan
in finsteren Tagen und hellen,
und sie halten sich fest,
bis das Leben sie läßt,
und so ward sie als Weib zum Gesellen.

Dann währt es nicht lang, so ist sie mit Glanz
zum Grade der Meister erhoben.
Erfüllet des Bundes Gebote nun ganz
und hält sich für immer dort oben!
Denn sie herrschet im Haus
über Mann, über Maus,
allmächtig und zaubergewaltig,
o erhabene Kraft,
sie so großes schafft,
unmerklich und wundergestaltig.

Nun preiset die Schwestern und ehret sie hoch,
ihr Brüder, die klugen und losen,
und beuget euch willig dem eisernen Joch,
es ist ja versteckt unter Rosen.
Seid ergeben und froh,
denn es ist einmal so,
und läßt sich nun einmal nicht wenden,
denn sie habens vollbracht,
und sie tragen die Macht
und den Hammer des Meisters in Händen.