Rast auf dem Weg zu geistigen Höhen …

oder: eine ganz normale freimaurerische Entwicklung

 

Seit Jahren bin ich Teil von einem Bunde,
der edlen Geist und Mut verlangt von mir.
Das üb´ ich monatlich – so etwa eine Stunde
hinter geschloss´ner, wohlbewachter Tür.

Dort strebe ich nach hehren Zielen,
behutsam, würdig, stimmungsfein.
Ergötze mich in Rollenspielen,
ein guter, edler Mensch zu sein.

Ich nenne Goethe und auch Mozart „Bruder“ –
und bin doch meilenweit davon entfernt.
Es schindet sich das geistig arme Luder,
wenn Selbsterkenntnis mühsam wird erlernt!

Ich schmücke mich mit Orden, bunten Bändchen
und schwör dabei den Eitelkeiten ab.
Steh selbstzufrieden da und falte Händchen.
Nur leider wird der Heilig’schein mir etwas knapp.

Mir reicht´s, dem Bund anzugehören,
denn dies allein gibt mir schon Brust.
Beim Eintritt musste ich was schwören –
nur was? Ich hab´s doch mal gewusst!?

Doch heute, wo ich mitten drinnen,
wo eitel Übermut geweckt,
was sollte ich da noch besinnen,
was eigentlich dahintersteckt?

Ich sitz´ gelassen auf dem Platz in der Kolonne,
bekomme dort, was and´re tun, gut mit.
Da kann ich dann später, voller Wonne
mein´ Beitrag leisten – als Kritik.

Und wenn manche auch nach Arbeit riefen,
dann sag´ ich´s denen ins Gesicht:
Was kümmern mich denn Perspektiven?
Ruhe ist des Maurers erste Pflicht!

Lasst Euch nur ja nicht irre machen,
und bremst – auf andere verlasst Euch ganz!
Werft Sand ins Getriebe, oder sonstige Sachen!
Der Brüder – nicht meine – Pflicht heißt Toleranz!

Solch ein verqueres Logenleben
kann´s geben, ja, doch wie mir scheint
kann solches nur „Woanders“ geben:
Du, Bruder, Du – bist nicht gemeint.

von Br. Otto Kornmeier

 

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