Werkspruch

Schau in Dich! – Wer zu bess’ren Zeiten
Der Menschheit Schritte will geleiten,
Lenk selbst zuerst den Blick nach innen,
Dort klaren Willens zu beginnen
Das Werk des neuen Tempelbaus.
Es muss aus eig’nem Herzen erst heraus,
Was dort sich müd‘ und modrig eingenistet
Und oftmals unsern Willen überlistet,
Dass er in Kleinmut fast verzagt!
Kenn Dich nur selbst! dann sei gewagt
Das Kühnste selbst mit froher Zuversicht;
Es leitet sicher Dich der Weisheit Licht.

Schau um Dich! – Wer auf neuen Pfaden
Die Menschheit führen will zu Taten,
Lass seinen Blick scharf in die Ferne dringen,
Den besten Weg sich zu erzwingen
zum Gipfel in des Himmels Blau!
Dann wähl‘ er sich bedachtsam und genau
Sein Werkzeug und erprobte Weggenossen
Und steige nunmehr kühn und unverdrossen
Nach ernst und klar erwog’nem Plan
Mit zähem Eifermut hinan!
Halt aus, wie’s kommen mag, und merk‘:
Nur starker Wille bringt zum Ziel das Werk!

Schau vor Dich! – Wer das Werk will krönen
Mit Anmut und dem Glanz des Schönen,
Lass fröhlich, um sie dann zu meistern;
Von aller Schönheit sich begeistern,
Die vor uns blüht in edler Pracht.
Er lern‘, wie die Natur es macht,
Die starre Norm mit leichtem Schwung zu binden,
Und selbst im Chaos Ordnung noch zu finden.
Lern‘, wie aus bitt’rem Tod und Leid
Das künft’ge Leben sich befreit!
Halt edel Dich! dann triumphiert
Die Schönheit, die Dein Tagwerk ziert!

Br∴ Paul Otto Ruppert – Leipzig

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