Wohl Dir, dass Du ein Enkel bist!

Gegen Goethe: „Weh Dir, dass Du ein Enkel bist! – Faust I

Wohl Dir, dass Du ein Enkel bist –
Es glaubt die abgestandene Sage,
Die Welt sei schlechter mit jedem Tage
Nur der Philister, nur der Pessimist:
Wo Menschen sich für Menschentum begeistern,
Da lassen wir uns nimmer meistern:
Weh Dir, dass Du ein Enkel bist!

Wohl Dir, dass Du ein Enkel bist!
Wollen der Saat das Keimen sie wehren?
Und ein Sommer reifet die Ähren,
Und ein Herbst die Ernte misst!
Droht, wer auch, die Wahrheit zu zerschmettern,
Es waltet das Recht! in grollenden Wettern,
Das stärker als Macht aller Mächtigen ist.

Wohl Dir, dass Du ein Enkel bist!
Warum die Väter nicht wagten zu bitten,
Das haben mit scharfem Wort wir erstritten,
Schritt für Schritt, ohne Trug und List,
Wir drücken den Söhnen und Enkeln die Hände:
Kämpft weiter und kämpft herbei das Ende;
Auf denn, Ihr wisst, was die Losung ist!

Wohl Dir, dass Du ein Enkel bist!
Färbt sich erst weiß Dein Haar, wie meines,
Hat es des seligen Freiheitsscheines
Längst wohl ein goldener Strahl geküsst,
Das walte, dass Du in späten Tagen
Des Sohnes blühendem Sohn magst sagen:
„Wohl Dir, dass Du ein Enkel bist!“

Br∴ Prof. B. Hanftmann, Erfurt

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