Zurück wer von Gewalt und Raube – 87 *

C. M. von Weber

Zurück wer von Gewalt und Raube
nicht Herz und Hände rein erhält,
hinweg, wem Wahrheit, Treu und Liebe
verächtlich scheint, wer nur nach Geld,
|: nach Einfluß, Luft und Ehren jagt,
dem sei der Eintritt hier versagt. |:

Wer durch die fest verschlossnen Türen
der Maurerei wünscht einzugehn,
den muß die Tugend selber führen
und Reinheit ihm zur Seite stehn
|: und wenn sein Fuß zurücketritt,
dann nehm er Treu und Schweigen mit. :|

Laßt Ahnenglanz und Ehrenstellen
und jedes schimmervolle Glück,
bevor ihr diese heil’gen Schwellen
betretet, an der Tür zurück.
|: Uns nur die Mannesehre gilt,
sie ist des Maurers Schirm und Schild. :|

Zur Ordung Brüder… – 7

Musik von Ludwig van Beethoven

Zur Ordnung ruft des Meisters Schlag,
ihr Brüder auf und seid bereit!
Im Osten steigt herauf der Tag!
Schöpft aus und nützet eure Zeit!

Es harrt das Werk, schon liegt der Grund,
nun richtet hoch der Säulen Schaft. –
Es blüht der Menschheit Friedensbund
aus unseres Lebens innrer Kraft

Kraft, Liebe, Wahrheit baut das Glück!
Ist jeder treu nur, stark und klug
und scheut vor keinem Kampf zurück,
dann gibt es schon Erfolgs genug!

Ist unser Tempel wohl bestellt,
die Treue echt, der Wille rein,
so wird dereinst die ganze Welt
teilhaftig unsres Glückes sein.

Zum Himmel will des Maurers Bau sich heben – 32 *

Melodie: Wo Mut und Kraft…
Text: Klopp, vor 1835

Zum Himmel will des Maurers Bau sich heben!
Ob Stürme brausen, ob der Donner kracht,
doch steht er fest und steigt mit kühnem Streben
stets hoch und höher durch die Wetternacht.
Die Donner mögen grollen,
Jahrhunderte entrollen.
|: Lässt auch die Zeit kein Erdenwerk besteh’n,
was Maurer bau’n, es kann nicht untergeh’n. :|

Tief baut der Maurer in dem eignen Herzen;
und wird’s gleich schwer, des Herzens eitler Lust
so kalt entsagen unter heißen Schmerzen,
hat, wie du siegst, doch Frieden auch die Brust.
Das Herz mag feindlich ringen;
der Wille kann’s bezwingen.
|: Ob er gefangen auch in Ketten liegt,
ist frei nur der, der erst sich selbst besiegt. :|

Weit baut der Maurer, bis noch Herzen schlagen.
Wo Wahn und Sünde nachtet, wo noch Qual,
soll’s rosenrot in aller Seelen tragen,
die Nacht entfliehen vor dem ew’gen Strahl.
Die Menschheit zu erheben,
ist unser Ziel und Streben.
|: Das Finst’re kann nicht neben uns besteh’n,
vor’m Licht der Wahrheit muss es schnell vergeh’n. :|

Hoch baut der Maurer, baut für ew’ges Leben,
drum trotzt sein Bau dem Sturme wie der Zeit;
sollt’s wo ein Lob, sollt’s eine Tugend geben,
ihm ist des Bundes volle Kraft geweiht.
Nach Tand und nicht’gen Dingen
siehst du die Toren ringen.
|: Auf’s Ew’ge hin die freien Maurer schau’n,
der Menschheit Tempel sie auf Erden baun. :|

So lasst uns stets die Bruderkette schlingen,
die Hände wohl, nicht Herzen trennt der Tod.
Was wir gewollt, das soll uns schon gelingen,
wir rufen kühn und tagt‘ es blutig rot:
Ob Sturm und Wogen schlagen,
wird’s mich zum Ziele tragen.
|: Durch will ich, durch und wär’s durch Schlachtenrot,
für Männerwillen gibt es keinen Tod. :|

Zum ersten Mal weilst du in diesem Kreise – 21 *

vor 1815

Zum erstenmal weilst du in diesem Kreise
in welchem jedes Herz sich dir erschließt.
So sei denn auch nach alter Maurerweise
im Liede von uns allen froh gegrüßt.
Denk‘ stets der heil’gen Stunde,
die dich vereint dem Bunde.
|: Was heute du vernahmst, das heil’ge Wort,
es töne stets in deiner Seele fort. :|

Was dich beglückt, beglückt auch deine Brüder,
was dich erfreut, wird auch ihr Herz erfreun.
Als Echo tönt dein Schmerz in ihnen wieder.
Nie mehr fortan wirst du verlassen sein.
O segne drum die Stunde,
die dich vereint dem Bunde.
|: Und was du heut vernahmst, das heil’ge Wort,
es töne stets in Deiner Seele fort. :|

Kehrst du zurück jetzt, frei und neugeboren,
aus unserm Bruderkreis mit leichtem Schritt,
mein Bruder dann aus unsers Tempels Toren
nimm Frohsinn dir und stillen Frieden mit.
Gedenke stets der Stunde,
die dich vereint dem Bunde.
|: Und was du heut vernahmst, das heil’ge Wort
es töne stets in deiner Seele fort. :|

Wohlauf, die Luft geht frisch und rein – 121 *

Das Lied der Franken

Melodie Binz. Lochner
Text: Viktor v. Scheffel

Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,
wer lange sitzt muss rosten.
den allersonnigsten Sonnenschein
lässt uns der Himmel kosten.
Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid
der fahrenden Scholaren,
ich will zu guter Sommerszeit
ins Land der Franken fahren!
Valleri, vallera, valleri, vallera,
ins Land der Franken fahren!

Der Wald steht grün, die Jagd geht gut,
schwer ist das Korn geraten;
sie können auf des Maines Flut
die Schiffe kaum verladen.
Bald hebt sich auch das Herbsten an,
die Kelter harrt des Weines;
der Winzer Schutzherr Kilian
beschert uns etwas Feines.
Valleri, vallera, valleri, vallera,
Beschert uns etwas Feines.

Wallfahrer ziehen durch das Tal
mit fliegenden Standarten,
hell grüßt ihr doppelter Choral
den weiten Sonnengarten.
wie gerne wär‘ ich mitgewallt,
ihr Pfarr’r wollt mich nicht haben.
So muss ich seitwärts durch den Wald
als räudig Schäflein traben.
Valleri, vallera, valleri, vallera,
als räudig Schäflein traben.

Zum heil’gen Veit vom Staffelstein
komm ich emporgestiegen
und seh‘ die Lande um den Main
zu meinen Füßen liegen:
von Bamberg bis zum Grabfeldgau
umrahmen Berg und Hügel
die breite, stromdurchglänzte Au.
Ich wollt, mir wüchsen Flügel!
Valleri, vallera, valleri, vallera,
Ich wollt, mir wüchsen Flügel!

Einsiedelmann ist nicht zu Haus,
dieweil es Zeit zu mähen;
ich seh ihn an der Halde drauß‘
bei einer Schnitt’rin stehen.
Verfahrener Schüler Stoßgebet
heißt: Herr, gib uns zu trinken!
Doch wer bei schöner Schnitt’rin steht,
dem mag man lange winken
valleri, vallera, valleri, vallera,
dem mag man lange winken.

Einsiedel, das war miss getan,
dass du dich hubst von hinnen!
Es liegt, ich seh’s dem Keller an,
ein guter Jahrgang drinnen.
Hohio! die Pforten brech‘ ich ein
und trinke, was ich finde.
Du heilger Veit vom Staffelstein
verzeih mir Durst und Sünde!
Valleri, vallera, valleri, vallera,
verzeih mir Durst und Sünde!

Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh? – 35

Text: Br. Georg Welker

Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh?
So fragtest voll Sehnsucht und Bangen einst du.
Dein Auge sah hoffend zum Himmel empor:
sandst dort du geöffnet ein gastliches Tor?
|: Nein, nein, nicht dort wohnet das Glück!
Zur Erde ich wandte mein Auge zurück! :|

Fand’st hier du die Ruhe in Reichtum und Pracht?
Die Heimat der Seele in Ehre und Macht?
Ein Leben voll Freuden vom Leid unberührt,
hat dies deine Seele als Heimat erkürt?
|: Nein, nein, schöner ward mein Geschick:
Im eigenen Herzen, da fand ich mein Glück! :|

Im eigenen Herzen, von Liebe durchglüht,
da sind mir der Seligkeit Blumen erblüht!
Im eigenen Herzen, von Wahrheit erhellt,
da schau ich die Wunder, die Schönheit der Welt!
|: Ruhe, Frieden, Freude und Lust,
du findest sie einzig in eigener Brust! :|

Wir stehen und sehen der Zukunft entgegen – 37

Melodie: Wir treten zum Beten
Text: Friedrich Thieme

Wir stehen und sehen
der Zukunft entgegen
wir streiten in Leiden
für Wahrheit und Licht!
Wo Menschen nur wallen
in irdischen Hallen,
erstrahle der Wissenschaft
freies Gesicht.

Schon glühet und blühet
in Purpur der Himmel,
es klinget und singet
in Flur und in Hag, –
bald strahlet die Wonne
der Menschen die Sonne,
bald liegt auf der Erde
der leuchtende Tag.

Drum streiten in Leiden
wir furchtlos und mutig,
wir schwingen die Klingen
zu mächtigem Streich!
Die Macht der Gedanken,
sie stürzet die Schranken
und bauet der Wahrheit
erhabenes Reich!

Willkommen sei in unsrer Mitte – 19 *

Melodie G. F. Hanitsch 1815
Text: E. Deecke

Willkommen sei in unsrer Mitte
in freier Menschenliebe Geist,
wo Meinung, Vorurteil und Sitte
von Herzen nicht die Herzen reißt!
Ein Maurer zieht auf Pilgerpfaden,
der Erdenfluren flücht’ger Gast:
|: so sei zur kurzen Ruh geladen
und freue dich der heitren Rast! :|

Wir bauen fröhlich um die Wette
am Heiligtum für Menschenwohl;
es reicht der Arbeit Bruderkette
von Ost zu West, von Pol zu Pol.
Und bauen wir vereinter Stärke,
umschlossen von der Eintracht Band:
|: dann Heil dem hohen Tugendwerke,
das milde Weisheit schön erfand! :|

Willkommen, Brüder, hier zum frohen Feste – 76 *

Melodie: Ich bin ein Preuße
Text: Br. E. Rittershaus 1834-87

Willkommen, Brüder, hier zum frohen Feste!
Nicht wie man einen Gast willkommen heißt,
als Brüder sei’s, als eines Baumes Äste,
denn in uns allen lebt der selbe Geist.
Als einer Mutter Söhne
euch Brudergruß ertöne!
|: Wir steh’n vereint bis unser Auge bricht,
als Kämpferschar für Freiheit, Wahrheit, Licht! :|

Zum schönsten Ziel zieh’n wir auf unsren Bahnen,
uns allen strahlt ein hoher Flammenstern!
Von einem Heer sind wir verschiedne Fahnen,
eins in dem Ziel, in unsres Strebens Kern!
Wir wollen’s nie vergessen,
uns fest die Hände pressen!
|: So steh’n wir stolz; wir steh’n und wanken nicht,
die Kämpferschar für Freiheit, Wahrheit, Licht! :|

So hielten wir’s, so wollen wir es halten!
So sei’s in guter wie in böser Stund!
Treu Hand in Hand! Es soll sie nichts zerspalten,
die Einigkeit im festen Bruderbund. –
Das Glas zur Hand genommen!
Seid, Brüder, hoch willkommen!
|: Wir steh’n verein, bis unser Auge bricht,
die Kämpferschar für Freiheit, Wahrheit, Licht! :|

Wie reizend wie wonnig – 120

Melodie: Karl Zöller 1800-1860
Text: Wilhelm Gottlieb Becker 1753-1813

Wie reizend wie wonnig
ist alles umher,
am Hügel wie sonnig,
wie schattig am Wehr,
wie schattig am Wehr!
|: Dort spiegeln sich Erlen
im blauen Kristall;
hier wiegen sich Schmerlen
im tosenden Fall! :|

Wie grünet die Aue
so lieblich, so mild;
wie pranget im Taue
das Blumengefild,
das Blumengefild!
|: Schon kleidet die Beere
sich würzig in Rot,
schon schwillet die Ähre
des Segens zu Brot! :|

Der Birkenbusch wanket
am flüsternden Hain,
die Brombeer um ranket
das Felsengestein,
das Felsengestein,
|: die Bienen, sie summen
die Matten entlang,
die Frösche verstummen
vorm Lerchengesang! :|

Noch können wir singen
im schattigen Hain,
noch können wir singen
im fröhlichen Reihn,
in fröhlichen Reihn.
|: O Frühling, o eile
so schnell nicht dahin!
O Frühling, verweile
musst noch nicht entfliehn!