Geisteskampf

Nimm eine Meinung, gleich, wer sie ersann, Erstmal als richtig und beachtlich an, Dann überdenk‘ sie kühl und mit Bedachtsamkeit; Vergleiche, wäge, messe jede Einzelheit! Hält solcher strengen Prüfung fest sie stand, Dann sei von Dir sie selber froh bekannt; Doch scheint von Spiegelfechterei Auch nur ein Fünklein mit dabei, So nimm mit Red‘ und Gegenrede Furchtlos und tapfer auf die Fehde, Und kämpfe mutig und verwegen Mit Deinen Gründen erst dagegen, Vielleicht, dass dann ein Drittes aus dem Streit Als sich’re Wahrheit sich befreit! Br∴ Paul Otto Ruppert – Leipzig

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Säulen

Wo andre Mauern längst vergingen, Tragen Säulen noch der Tempel Reste; Sinnbildern gleich, die Hoffnung bringen. „Baut auf! Baut auf!“ mahnt uns die Geste. So sei auch des Maurers Sinnen, So sei des Bruders ganzes Trachten: Wollt – Säulen gleich – die Kraft aufbringen, Und bauen, Brüder, das wehrt Völkerschlachten. Br∴ Kurt O. Wörl, 2007

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Geistesfreiheit

Der Geist ist frei! Und alle guten Mächte Im hehren Bündnis wirken auf ein Ziel: Dass Mensch nicht mehr den Menschen schmachvoll knechte, Wie’s Willkür einst und frommem Wahn gefiel. Wir fordern laut der Menschheit heil’ge Rechte – Und fehlt an der Erfüllung auch noch viel: Vertraut dem Geist, der frei beherrscht das Leben, Er wird ihm neuen Inhalt, neue Formen geben. Br∴ Karl Frohme – Hamburg

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Schurzloser Maurer

Masonische Gedanken als Hommage an den FZAS und unserer Loge „Zur Wahrheit“ Ein schurzloser Maurer, das bin ich, Trug nie den zylindrischen Hut. Die Glut im Herzen bewegt mich, Das Äuß‘re bleib‘ and’rer Leut‘ Gut! Auch halt’ ich nur wenig vom Pathos! Ethos! Dich werte ich hoch! Sind Brüder auch manches Mal ratlos; Sind‘s Maurer – sie ertragen es doch! Der Weltengeist nur soll mich lenken, Der mehr meint, als rechtwinklig geh’n. Das Winkelmaß in meinem Denken Soll dennoch mir niemals vergeh’n. Und ruft einst der ewig‘ Orient mich, Ohn‘ Schurz, wie zur Lebzeit geseh’n, So werd’ ich gewiss, das…

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Epirrhema

Müsset im Naturbetrachten immer eins wie alles achten. Nichts ist drinnen, nichts ist draußen; Denn was innen, das ist außen. So ergreifet ohne Säumnis Heilig öffentlich Geheimnis. Freuet Euch des wahren Scheins, Euch des ernsten Spieles: Kein Lebendiges ist Eins, Immer ist’s ein Vieles. Br∴ J. W. von Goethe

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Werkspruch

Schau in Dich! – Wer zu bess’ren Zeiten Der Menschheit Schritte will geleiten, Lenk selbst zuerst den Blick nach innen, Dort klaren Willens zu beginnen Das Werk des neuen Tempelbaus. Es muss aus eig’nem Herzen erst heraus, Was dort sich müd‘ und modrig eingenistet Und oftmals unsern Willen überlistet, Dass er in Kleinmut fast verzagt! Kenn Dich nur selbst! dann sei gewagt Das Kühnste selbst mit froher Zuversicht; Es leitet sicher Dich der Weisheit Licht. Schau um Dich! – Wer auf neuen Pfaden Die Menschheit führen will zu Taten, Lass seinen Blick scharf in die Ferne dringen, Den besten Weg…

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Wohl Dir, dass Du ein Enkel bist!

Gegen Goethe: „Weh Dir, dass Du ein Enkel bist! – Faust I Wohl Dir, dass Du ein Enkel bist – Es glaubt die abgestandene Sage, Die Welt sei schlechter mit jedem Tage Nur der Philister, nur der Pessimist: Wo Menschen sich für Menschentum begeistern, Da lassen wir uns nimmer meistern: Weh Dir, dass Du ein Enkel bist! Wohl Dir, dass Du ein Enkel bist! Wollen der Saat das Keimen sie wehren? Und ein Sommer reifet die Ähren, Und ein Herbst die Ernte misst! Droht, wer auch, die Wahrheit zu zerschmettern, Es waltet das Recht! in grollenden Wettern, Das stärker als…

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