Menschen gehen vorüber

Menschen gehen vorüber, Sehnsucht auf ihrem Gesicht, schreiten sie suchend ins Dunkel und du erkennst sie nicht. Menschen leben verzweifelt, Leid auf ihrem Gesicht schreit nach deiner Liebe, doch du verstehst sie nicht. Menschen stehen am Wege, Tod auf ihrem Gesicht stehen, warten und streben, ohne dich, ohne Licht. unbekannt

weiterlesen

Am Himmel steht strahlende Sonne

Am Himmel steht strahlende Sonne, auf allen Wegen liegt Licht; wir aber leben im Dunkel und sehen die Sonne nicht. Wir wandern einsam die Straßen, der Bruder den Bruder nicht kennt. Gesetz und Geld zieh’n die Grenze, die Menschen vom Menschen trennt. Wir wissen, dass Menschen hungern. In den Kästen verfalt unser Brot, doch gläubig singen wir Psalme und reden von Liebe und Not. Wir lehren die Kinder wahr sein, und sprechen von Tugend und Pflicht. Doch sehend erschrecken die Kinder vor der Lüge auf unserem Gesicht. Wir halten uns selbst gefangen, umgeben von Missgunst und Arg, die einstmals Fremde…

weiterlesen

Beständiges

Lasst fahren hin das allzu Flüchtige! Ihr sucht bei ihm vergebens Rat; in dem Vergangenen lebt das Tüchtige, verewigt sich in schöner Tat. Und so gewinnt sich das Lebendige durch Folg‘ und Folge neue Kraft; denn die Gesinnung, die beständige, sie macht allein den Menschen dauerhaft. So löst sich jene große Frage nach unserm zweiten Vaterland; denn das Beständige der ird’schen Tage verbürgt uns ewigen Bestand. Br∴ J. W. von Goethe

weiterlesen

Wir sind im tiefsten Herzen alle einsam

Wir sind im tiefsten Herzen alle einsam, weil wir nicht wissen, was gemeinsam heißt, weil wir nicht glauben wollen, dass in allen Menschen dieselbe Sehnsucht lebt, derselbe Geist. Wir sind im tiefsten Herzen alle einsam, weil wir den andern hassen, der uns liebt, weil wir nicht wollen, dass es unter Menschen den ewigen Frieden, ewige Freude gibt. Wir sind im tiefsten Herzen alle einsam, weil jeder nur sein eig’nes Legen kennt, weil wir es wissend nicht verstehen lernen, dass nichts den Menschen von dem Menschen trennt. Wir sind im tiefsten Herzen alle einsam, trotz unserer Sehnsucht, unserer Lebensnot bekämpfen wir…

weiterlesen

Rechts wie links vom Rhein

Siehst in Europas Mitte Die beiden Länder Du? Ein stolzer Strom dazwischen Wälzt sich dem Meere zu. Der Efeu deckt Ruinen Schließt er auch Wunden? Nein! Soll zwischen Nachbarvölkern Auf ewig Feindschaft sein? Weshalb einander quälen? Warum nicht sich vertraun Und über’n Strom, den grünen Der Freundschaft Brücken bau’n? Ein Narr ist und Verbrecher Wer noch vom Kriege spricht! Das Volk der Arbeitsstuben Fühlt, dass der Frieden Pflicht! Lasst uns der Krieg begraben, So rechts wie links vom Rhein! Wir dürfen uns nicht hassen! Wir müssen Brüder sein! Br∴ Alfred Rehtz, Hamburg

weiterlesen

Europa Hymne

Schließt den Bund der Vaterländer, Gebt Europa Ziel und Sinn! Knüpft der Freundschaft feste Bänder Über alle Grenzen hin! Schwestern, Brüder aller Zungen, Sprecht hinfort in einem Geist! Jedes Werk ist wohl gelungen, Wo sich Einigkeit erweist! Schließt den Bund der Menschenherzen Wider die Vergangenheit! Allen Irrtum, alle Schmerzen, Alle Wunden heilt die Zeit! Wenn wir uns die Hände reichen Treu zu wahrem Menschentum, Werden alle Schatten weichen Zu Europas höh’rem Ruhm! Schließt den Bund der Menschenwürde, Die man oft mit Füßen trat! Jeder trag’ des andern Bürde, Sei des andern Kamerad! Hand in Hand lasst uns nun gehen Und…

weiterlesen

Wehen des Geistes

Der Große Geist ist transzendent, lässt sich nicht einfach Normen und ist zugleich doch immanent in allen Daseinsformen. Der Inhaltsreichtum der Kultur erhabner Glaubenslehren sind letztlich doch Versuche nur, den Großen Geist zu ehren. Das Göttliche sich offenbart als edles Menschentum. Wer sich ein fühlend Herz bewahrt, wird gute Werke tun. Er wird auf seiner Lebensbahn das Böse meiden müssen; was man ihm Übles angetan auch zu verzeihen wissen. Der Gott im Menschen zu uns spricht: „Ihr seid doch alle Brüder! Schau deinem Nächsten ins Gesicht, dort findest du mich wieder.“ Br∴ Emil Büker

weiterlesen

Das Wort

Sprich nie ein liebeloses Wort, denn es ist nicht ein leerer Schall. Du sendest es zwar von dir fort, doch bleibt es bei dir überall. Es geht mit dir, wohin du gehst, begleitet dich auf Schritt und Tritt, und ob du es auch nicht verstehst, es nimmt sogar noch andre mit. So wächst die liebelose Schar, die nichts als Böses von dir spricht, und was zuerst ein Wort nur war, das wird zum Spruch einst im Gericht. Karl May

weiterlesen

Gruß aus dem Jenseits

Schau ich aus transzendenten Sphären Mal auf das Erdenreich herab Und seh‘ wie Maurer sich gebärden, stieg ich am liebsten aus dem Grab. Gar mancher, der den Lorbeerkranz Posthum mir auf mein Grab gelegt, Lässt fehlen es an Toleranz, Die einst mein Dichterherz bewegt. Warum geh‘n Maurer, wenn sie Christen, Die sich der Toleranz geweiht, Auf Feinddistanz zu Humanisten, Die man des Atheismus zeiht? Wenn man den „Großen Orient“, Dem ich in Frankreich angehört, Abwertend atheistisch nennt, Bin ich darüber sehr empört. Ich selbst war Jude und auch Christ Und hab den Großen Geist verehrt, Und war zugleich auch Atheist,…

weiterlesen