Freiheit, Freiheit über alles – 90

Melodie: „Gott erhalte Franz den Kaiser…“
J. Haydn, 1732-1809

Text: Br.: J. G. Herder 1744-1803

Freiheit, Freiheit über alles,
über alles in der Welt!
Freiheit ist der Gabe reichste
unter unserm Himmelszelt;
von der Freiheit unser Dasein
seinen höchsten Wert erhält –
|:Freiheit, Freiheit über alles,
über alles in der Welt!:|

Frei der Geist – und auf zum Lichte
schwingt er freudig sich empor;
forschend nach den Weltgesetzen
holt die Wahrheit er hervor.
Niemals wenn der Geist geknechtet,
wird gesprengt des Wahnes Tor.
|:Frei der Geist drum über alles,
über alles in der Welt!:|

Frei das Herz von Leid und Sorgen –
und es jauchzt in Luft und Glück;
von dem Leben Freud empfangend,
gibt es Freude ihm zurück.
Frei das Herz von Druck und Kummer –
ein beneidenswert Geschick!
|:Frei das Herz drum über alles,
über alles in der Welt!:|

Frei der Wille – und das Edle
wird das Ziel des Strebens sein;
freier Wille wird begeistert
sich dem Idealen weih’n.
Hoher Sinn und ernstes Streben
in der Knechtschaft nicht gedeihn.
|:Frei der Wille über alles,
über alles in der Welt!:|

Frei die Tat – und sittlich höher
wird des Menschen Leben stehn;
frei die Tat – und all sein Handeln
wird auf eigne Rechnung geh’n;
freie Tat wird seine Würde,
seinen innern Wert erhöh’n.
|:Frei die Tat drum über alles,
über alles in der Welt!:|

Frei der Mensch – so wird veredeln
sich das menschliche Geschlecht;
hoch sich ehren wird die Menschheit,
wenn kein Sklave mehr, kein Knecht;
schön das Menschentum gedeihen,
wo in Kraft das Menschenrecht.
|:Frei der Mensch drum über alles,
über alles in der Welt!:|

Flüchtiger als Wind und Welle – 92

Melodie: „Gott erhalte Franz den Kaiser…“
J. Haydn, 1732-1809

Text: Br.: J. G. Herder 1744-1803

Flüchtiger als Wind uns Welle
flieht die Zeit, was hält sie auf?
Sie genießen auf der Stelle
sie ergreifen schnell im Lauf,
das, ihr Brüder, hält ihr Schweben
hält die Flucht der Tage ein,
|:schneller Gang ist unser Leben:
Lasst uns Rosen auf ihn streun!:|

Rosen, denn die Tage sinken
in des Winters Nebelmeer;
Rosen, denn sie blüh’n und blinken
links und rechts noch um uns her.
Rosen steh’n auf jedem Zweige
jeder schönen Jugendtat.
|:Wohl ihm, der bis auf die Neige
rein gelebt sein Leben hat!:|

Tage, werdet uns zum Kranze,
der des Greises Schläf‘ umzieht,
und um sie in frischem Glanze
wie im Traum der Jugend blüht!
Nie wird sich der Kranz entblättern
eines Lebens, froh und rein;
|:stets wird er in Sturm und Wettern
voll von Friedensreisern sein.:|

Flamme empor! – 93

Melodie: Volksweise von E. L. S. Gläser
Text Nach Joh. H. Chr. Nonne, 1814

Flamme empor! Flamme empor!
Steige mit loderndem Scheine,
Flamme, du herrliche, reine
glühend empor, glühend empor!

Siehe wir steh’n, siehe wir steh’n,
treu im geweihten Kreise,
dich zu des Bundes Preise,
brennen zu seh’n, brennen zu seh’n

Heilige Glut, heilige Glut
rufe die Brüder zusammen,
dass bei den lodernden Flammen,
wachse der Mut, wachse der Mut.

Auf allen Höh’n, auf allen Höh’n
leuchte du flammendes Zeichen,
dass alle Feinde erbleichen,
wenn sie dich seh’n, wenn sie dich seh’n.

Wahrheit sei frei! Wahrheit sei frei!
Flammen umbrausen die Höhen,
die um die Wahrheit stehen,
kämpft, macht sie frei, kämpft macht sie frei!

Stehet vereint! Stehet vereint!
Brüder lasst uns mit Blitzen
Wahrheit und Freiheit beschützen,
gegen den Feind, gegen den Feind.

Leuchtender Schein, leuchtender Schein!
siehe, wir singenden Paare
schwören am Flammenaltare,
Kämpfer zu sein, Kämpfer zu sein.

Höre das Wort! Höre das Wort!
Bund, du, auf Leben und Sterben,
hilf uns die Freiheit erwerben,
sei unser Hort, sei unser Hort.

Feierlich begrüßen wir – 91 *

Melodie: „Die Lilien auf dem Felde“ von Friedrich Silcher 1892
Text Br:. Bechstein

Feierlich begrüßen wir
uns in heil’ger Stunde
allen tönt der Brudergruß
rein im Maurerbunde.
Rosenfest, Johannistag
sei gegrüßt von allen!
Deiner Liebe Fülle
mag unser Herz durchwallen.

Heute tönt das Bundeswort
unter allen Zonen
und die Liebe segnet reich,
wo die Maurer wohnen.
Liebe! du mit sanfter Hand –
selbst wo Stürme tosen –
streut in jedem Erdenland
Brüdern deine Rosen.

Weisheit, Stärke, Schönheit,
soll unsern Tempel bauen,
und der Liebe Rosenschmuck
sei daran zu schauen.
Rosenfest, Johannistag,
heilige uns alle,
daß der Liebe Hochgefühl
unser Herz durchwalle!

Es sollen die alten Lieder – 106

Melodie: „Loreley“ von Friedrich Silcher
Text: Br:. Marx

Es sollen die alten Lieder
von Liebe und von Wein
von neuem und immer wieder
von uns gesungen sein,
solange es blühende Reben,
es Wein im Keller noch gibt,
solange im wogenden Leben
ein Bruder den Bruder noch liebt.

So trinket ihr Schwestern und Brüder,
nur Weine, die alt und rein;
dies bindet so innig und wieder
von neuem die Herzen allein.
Mag vieles sich anders gestalten
und Zeiten kommen und gehn;
des Weins und der Liebe Gewalten
und alte Freundschaft bestehn.

Drum sollen die alten Lieder
von Liebe und vom Wein
von neuem und heute wieder
von uns gesungen sein.
Laßt fürder vom Wein uns kosten, –
doch sei nur alter gemeint –
bis in dem Tempel im Osten
die ganze Menschheit vereint!

Es öffnen freudig sich des Tempels Pforten – 58 *

Nach der Melodie „Ich bin ein Preuße“
Text Br.: Marx

Es öffnen freudig sich des Tempels Pforten
und liebe holde Gäste treten ein,
zu lauschen unsrer Arbeit, unsren Worten
und sich mit uns des Festes zu erfreu’n.
Auf Brüder in der Runde,
in dieser Weihestunde,
|:die lieben Schwestern stimmet freudig ein,
sie sollen uns willkommen sein.:|

Was Weisheit schuf, was Stärke hat gegründet,
es wuchs empor zum Tempelbau;
und dass das Dritte sich im Bunde findet,
der Schönheit Glanz – erscheinet jetzt die Frau;
und Freud und holde Sitte
begleiten ihre Schritte.
|:Auf, Brüder, auf und stimmet fröhlich ein:
die Frauen sollen uns willkommen sein.:|

Wo sich das Beste zu dem Besten findet,
wo Lieb und Treue reichen sich die Hand;
wo zarte Milde sich mit Anmut bindet,
da, Schwestern, da ist unser Heimatland.
Und ob die Stunden fliehen –
der Liebe Rosen blühen,
durch euch gepflegt; drum, Brüder, stimmet ein:
wir wollen uns der holden Schwestern freu’n!
Drum, Brüder, auf und stimmet fröhlich ein:
wir wollen uns der holden Schwestern freu’n!

Es kommt der Tag wo alle Schatten weichen – 71 *

Nach der Melodie „Vom hoh’n Olymp herab…“
Text nach H. E. Jüngst

Es kommt der Tag, wo alle Schatten weichen,
wo ohne Schranken schwillt der Strom des Lichts,
wo scheu die Lüge muss von hinnen weichen
erzitternd vor der Waage des Gerichts.
|:Brüder, in leuchtender Herrlichkeit
grüßt uns dann siegend Gerechtigkeit.:|

Nun muss die Not, die bleiche Not verschwinden,
frei steht die Menschheit da, ein neu Geschlecht.
Nun wird sie Ruhe vor den Stürmen finden,
nun ist nicht einer mehr des andern Knecht.
|:Brüder, nun jauchzet der kommenden Zeit
siegender Göttin: Gerechtigkeit.:|

O komm du Tag. Hoch schlagen unsre Herzen
und harren deiner, heißer Sehnsucht voll;
wie gern wir woll’n die Wunden wir verschmerzen
und alles Leid, das dieser zeit entquoll.
|:Brüder, nun schweige Hader und Streit.
Unser ist die Zukunft: Gerechtigkeit.:|

Es blinken drei freundliche Sterne – 114 *

Melodie: E. M. v. Weber aus „Preziosa“
Text. Th. Körner

Es blinken drei freundliche Sterne
ins Dunkel des Lebens herein:
die Sterne, die funkeln so traulich,
sie heißen Lied, Liebe und Wein.
Es lebt in der Stimme des Liedes
ein treues, mitfühlendes Herz,
im Liede verjüngt sich die Freude,
im Liede verweht sich der Schmerz.
der Wein ist der Stimme des Liedes
zum freudigen Wunder gesellt
und malt sich mit glühenden Strahlen
zum ewigen Frühling der Welt.
|:mit glühenden Strahlen
zum Frühling der Welt.:|

Doch schimmert mit freudigem Winken
der dritte Stern erst herein:
dann klingt’s in der Seele wie Lieder,
dann glüht es im Herzen wie Wein.
drum blickt denn, ihr herzigen Sterne,
in unsre Brust auch hier ein;
es begleite durch Leben und Sterben
und Lied und Liebe und Wein.
Und Wein und Liebe und Lieder,
sie schmücken die festliche Nacht:
drum leb‘, wer das Küssen und Lieben
und Trinken und Singen erdacht,
|:das Lieben und Trinken
und Singen erdacht!:|

Ertöne festlich, Weihgesang – 64

Melodie: B.A. Weber
Text: E. Deecke

Ertöne festlich, Weihgesang,
wie goldner Harfen Laut;
erklinge wie der Herzen Drang
harmonisch dich erbaut!
Laß in der Freude lichtem Glanz
den Blick begeistert glühn,
Verdienstes stillen Blütenkranz
in frischen Trieben blühn!

Der Selbstsucht eitler Dienst und Wahn
lässt manchen irregehn.
Heil denen, die auf richt’ger Bahn
mit Meistermut bestehn;
die uns der Weisheit Recht gezeigt
In Sinn und Tat und Wort,
der Schönheit Maß das Herz geneigt,
erhöht der Stärke Hort!

Du Lichtgedank aus Äthers Höhn,
du heil’ger Flamme Glut,
mach ihres Lebens Lose schön
und ihre Werke gut!
Was sie im Geiste ahnend schaun,
lass sie sich treu und gleich,
der Liebe Heiligtum erbaun,
der Wahrheit Friedensreich!