Heute auch im Bruderkreise – 83

Melodie: J. Haydn, 1797

Heute auch im Bruderkreise
töne fröhlicher Gesang
zu der Schwestern Lob und Preise
bei der Gläser Feierklang!
Denn das Schöne und das Beste
unsres Lebens schaffen sie,
|: bringen heut auch unsrem Feste
Friede, Freude, Harmonie. :|

Freundlich mildern sie die Mängel
auf des Lebens rauer Bahn.
Lieb und Freundschaft sind die Engel,
die aus ihrem Kreis uns nah’n.
Immer sorgsam, immer rege
Mutterliebe sich uns weiht,
|: schon der zarten Kindheit Pflege
führt sie hin zur Menschlichkeit. :|

In des Lebens wilden Fluten
fester Anker ist ihr Herz
und wenn unsre Seelen bluten,
lindert ihre Hand den Schmerz.
Wenn sie sanft sich zu uns neigen,
ebbt das Blut das brausend kreist.
|: Kummer, Angst und Sorgen schweigen
vor der Frauen mildem Geist. :|

Auf der Tochter holden Zügen
weilt mit Stolz des Vaters Blick,
spiegeln sie doch ohne Lügen
ihm das Bild der Braut zurück!
Und mit sanften Kinderhänden
streichelt sie die Sorgen fort,
|: weiß dem Müden Glück zu spenden,
freundlich Dank- und Liebeswort. :|

Heilig, heilig ist die Stunde – 23

Melodie: J. Haydn, 1797
Text: Br.: Marx

Heilig, heilig ist die Stunde,
wo sich Herz zum Herzen fand
und zum edlen Weihebunde
Lieb und Treue sich verband.
Nun, so lasst uns treu zusammen
unsern Pfad, o Brüder, geh’n
|: und mit der Begeist’rung Flammen
einer für den andern stehn. :|

Heilig, heilig sind die Stunden,
heilig, heilig ist der Tag,
wo Geweihte sich verbunden
bis zum letzten Herzensschlag.
Menschenwohlfahrt zu verbreiten
bleibe unsre schönste Pflicht;
|: dann wird Weisheit uns geleiten
zu der Wahrheit hellem Licht. :|

Dreimal heilig sind die Stunden,
und gesegnet ist der Tag,
wo das Auge „Licht“ gefunden,
sonnig Neuland vor uns lag.
Drin sind unsres Tempels Säulen
auf bewährtem Grund gestellt;
|: mögen Stürme sie umheulen,
sie steh’n fest in Zeit und Welt. :|

Heil dir im Sternenglanz – 89

Melodie: Henry Carey, 1743 „God Save the Queen“
Text: Adolf Glasbrenner

Heil dir im Sternenglanz,
heil dir im Blütenkranz,
heil Freiheit dir!
Lorbeer aus unserm Mut,
Rosen aus unserm Blut
schmücken dein strahlend Haupt,
heil Freiheit dir!

Leben ist Leben nicht;
wo nicht dein rosig Licht
alles umfließt;
Menschen sind Menschen nur,
schwingt aus der Kreatur
jauchzend die Seele sich,
Freiheit zu dir!

Geist, Mut und Kraft erglüht,
Schönheit und Tugend blüht
an deinem Thron.
Stolzer schlägt jedes Herz,
kleiner wird jeder Schmerz,
es fühlt der Ärmste sich
glücklich in dir!

Hab Sonne im Herzen, ob’s Stürmt oder schneit -100 *

Volksweise
Text: Cäsar Flaischlen

Hab‘ Sonne im Herzen, ob’s stürmt oder schneit
Ob der Himmel voll Wolken, die Erd voller Streit.
Hab Sonne im Herzen, dann komme was mag,
das leuchtet voll Licht dir den dunkelsten Tag.

Hab‘ ein Lied auf den Lippen mit fröhlichem Klang
und macht auch des Alltags Gedränge dich bang!
Hab‘ ein Lied auf den Lippen, dann komme was mag,
das hilft dir verwinden den einsamsten Tag!

Hab‘ ein Wort auch für andre in Sorg‘ und in Pein,
und sag, was dich selber so frohgemut lässt sein:
Hab‘ ein Lied auf den Lippen, verlier‘ nie den Mut,
hab‘ Sonne im Herzen, und alles wird gut.

Grüß Gott, kein Mensch sah dich – 36

Melodie: „Jesus, meine Zuversicht“
Text: Br.: Georg Welker

Großer Gott, kein Mensch sah dich,
keiner kann dich recht benennen.
Wahn und Torheit brüsten sich,
dich, dein Wesen ganz zu kennen!
Ich schau dunkel nur dein Kleid
ewiger Unendlichkeit!

Großer Gott, wer bist du mir?
Du bist mir der Wahrheit Quelle,
meiner Seele Kampfpanier,
mich Trägt deiner Allmacht Welle,
du zeigst mir, was gut und schön,
lässt mich meine Flecken seh’n.

Großer Gott, wo wohnst denn du?
Meine Seele möcht‘ dich finden
und mein geist strebt ohne Ruh,
deine Heimat zu ergründen.
Großer Gott, di bist in mir
wie ich bin ein Teil von dir.

Großer Gott, mein Herz dient dir,
wenn es, voll der reinsten Triebe,
findet seine höchste Zier
nur in Wahrheit, Freiheit, Liebe, –
wenn es nicht nach oben schaut,
in sich selbst den Himmel baut!

Fünfzig Jahre sind vorüber – 49

Melodie: August Schulz 1890
Text: Br:. Goethe 1830

Fünfzig Jahre sind vorüber,
wie gemischte Tage floh’n;
fünfzig Jahre sind hinüber
in das ernst Vergangne schon.

Doch lebendig stets aufs neue
tut sich edles Wirken kund,
Freundesliebe, Männertreue
und ein ewig sichrer Bund.

Ausgesät in weiter Ferne,
noch getrennt, ein ernstes Reich,
schimmern sie, bescheidner Sterne
leis wohltätgem Lichte gleich

So, die Menschheit fort zu ehren,
lasset freudig überein,
als wenn wir beisammen wären,
kräftig uns zusammen sein.

Freiheit, Freiheit über alles – 90

Melodie: „Gott erhalte Franz den Kaiser…“
J. Haydn, 1732-1809

Text: Br.: J. G. Herder 1744-1803

Freiheit, Freiheit über alles,
über alles in der Welt!
Freiheit ist der Gabe reichste
unter unserm Himmelszelt;
von der Freiheit unser Dasein
seinen höchsten Wert erhält –
|:Freiheit, Freiheit über alles,
über alles in der Welt!:|

Frei der Geist – und auf zum Lichte
schwingt er freudig sich empor;
forschend nach den Weltgesetzen
holt die Wahrheit er hervor.
Niemals wenn der Geist geknechtet,
wird gesprengt des Wahnes Tor.
|:Frei der Geist drum über alles,
über alles in der Welt!:|

Frei das Herz von Leid und Sorgen –
und es jauchzt in Luft und Glück;
von dem Leben Freud empfangend,
gibt es Freude ihm zurück.
Frei das Herz von Druck und Kummer –
ein beneidenswert Geschick!
|:Frei das Herz drum über alles,
über alles in der Welt!:|

Frei der Wille – und das Edle
wird das Ziel des Strebens sein;
freier Wille wird begeistert
sich dem Idealen weih’n.
Hoher Sinn und ernstes Streben
in der Knechtschaft nicht gedeihn.
|:Frei der Wille über alles,
über alles in der Welt!:|

Frei die Tat – und sittlich höher
wird des Menschen Leben stehn;
frei die Tat – und all sein Handeln
wird auf eigne Rechnung geh’n;
freie Tat wird seine Würde,
seinen innern Wert erhöh’n.
|:Frei die Tat drum über alles,
über alles in der Welt!:|

Frei der Mensch – so wird veredeln
sich das menschliche Geschlecht;
hoch sich ehren wird die Menschheit,
wenn kein Sklave mehr, kein Knecht;
schön das Menschentum gedeihen,
wo in Kraft das Menschenrecht.
|:Frei der Mensch drum über alles,
über alles in der Welt!:|

Flüchtiger als Wind und Welle – 92

Melodie: „Gott erhalte Franz den Kaiser…“
J. Haydn, 1732-1809

Text: Br.: J. G. Herder 1744-1803

Flüchtiger als Wind uns Welle
flieht die Zeit, was hält sie auf?
Sie genießen auf der Stelle
sie ergreifen schnell im Lauf,
das, ihr Brüder, hält ihr Schweben
hält die Flucht der Tage ein,
|:schneller Gang ist unser Leben:
Lasst uns Rosen auf ihn streun!:|

Rosen, denn die Tage sinken
in des Winters Nebelmeer;
Rosen, denn sie blüh’n und blinken
links und rechts noch um uns her.
Rosen steh’n auf jedem Zweige
jeder schönen Jugendtat.
|:Wohl ihm, der bis auf die Neige
rein gelebt sein Leben hat!:|

Tage, werdet uns zum Kranze,
der des Greises Schläf‘ umzieht,
und um sie in frischem Glanze
wie im Traum der Jugend blüht!
Nie wird sich der Kranz entblättern
eines Lebens, froh und rein;
|:stets wird er in Sturm und Wettern
voll von Friedensreisern sein.:|

Flamme empor! – 93

Melodie: Volksweise von E. L. S. Gläser
Text Nach Joh. H. Chr. Nonne, 1814

Flamme empor! Flamme empor!
Steige mit loderndem Scheine,
Flamme, du herrliche, reine
glühend empor, glühend empor!

Siehe wir steh’n, siehe wir steh’n,
treu im geweihten Kreise,
dich zu des Bundes Preise,
brennen zu seh’n, brennen zu seh’n

Heilige Glut, heilige Glut
rufe die Brüder zusammen,
dass bei den lodernden Flammen,
wachse der Mut, wachse der Mut.

Auf allen Höh’n, auf allen Höh’n
leuchte du flammendes Zeichen,
dass alle Feinde erbleichen,
wenn sie dich seh’n, wenn sie dich seh’n.

Wahrheit sei frei! Wahrheit sei frei!
Flammen umbrausen die Höhen,
die um die Wahrheit stehen,
kämpft, macht sie frei, kämpft macht sie frei!

Stehet vereint! Stehet vereint!
Brüder lasst uns mit Blitzen
Wahrheit und Freiheit beschützen,
gegen den Feind, gegen den Feind.

Leuchtender Schein, leuchtender Schein!
siehe, wir singenden Paare
schwören am Flammenaltare,
Kämpfer zu sein, Kämpfer zu sein.

Höre das Wort! Höre das Wort!
Bund, du, auf Leben und Sterben,
hilf uns die Freiheit erwerben,
sei unser Hort, sei unser Hort.

Feierlich begrüßen wir – 91 *

Melodie: „Die Lilien auf dem Felde“ von Friedrich Silcher 1892
Text Br:. Bechstein

Feierlich begrüßen wir
uns in heil’ger Stunde
allen tönt der Brudergruß
rein im Maurerbunde.
Rosenfest, Johannistag
sei gegrüßt von allen!
Deiner Liebe Fülle
mag unser Herz durchwallen.

Heute tönt das Bundeswort
unter allen Zonen
und die Liebe segnet reich,
wo die Maurer wohnen.
Liebe! du mit sanfter Hand –
selbst wo Stürme tosen –
streut in jedem Erdenland
Brüdern deine Rosen.

Weisheit, Stärke, Schönheit,
soll unsern Tempel bauen,
und der Liebe Rosenschmuck
sei daran zu schauen.
Rosenfest, Johannistag,
heilige uns alle,
daß der Liebe Hochgefühl
unser Herz durchwalle!