Noch ist die blühende goldene Zeit – 105

Melodie: W. Baumgartner 1820-1867
Text: O Roquette, 1824-1896

Noch ist die blühende goldene Zeit:
o du schöne Welt, wie bist du so weit!
und so weit ist mein Herz,
und so klar wie der Tag,
wie die Lüfte, durchjubelt vom Lerchenschlag!
Ihr Fröhlichen, singt,
weil das Leben noch mait:
noch ist die schöne, die blühende Zeit,
noch sind ¦:die Tage der Rosen!:¦

Frei ist das Herz, und frei das Lied,
und frei ist der Bursch, der die Welt durchzieht;
und ein rosiger Kuss
ist nicht minder frei,
so spröd und verschämt auch die Lippe sei.
Wo ein Lied erklingt, wo ein Kuss sich beut, da heisst’s:
Noch ist blühende, goldene Zeit,
noch sind ¦:die Tage der Rosen!:¦

Ja im Herzen tief innen ist alles daheim,
der Freude Saaten, der Schmerzen Keim.
noch ist die blühende goldene Zeit:
o du schöne Welt, wie bist du so weit!
Drum frisch sei das Herz
und lebendig der Sinn,
dann brauset, ihr Stürme, daher und dahin!
Wir aber sind allzeit zu singen bereit:
Noch ist die blühende, goldene Zeit,
noch sind ¦:die Tage der Rosen!:¦

Nimm auf deine flücht’gen Schwingen – 11

Melodie: Br:. Melchers
Text: Br:. E. Engelbreit

Nimm auf deine flücht’gen Schwingen
lauer West, mein frohes Lied,
laß es überall erklingen,
wo des Maurers Fackel glüht.
Nimm es, einen Gruß zu tragen
jauchzend in das weite Land,
allen Maurern es zu sagen,
von der Kette starkem Band,
von der Kette starkem Band.

Nie könnt ihr das Glück erjagen,
draußen in der falschen Welt.
Lernet ihrem Trug entsagen,
wenn auch mancher Traum zerschellt.
Nur im engen Bruderkreise
wird euch wahre Lust erstehn,
durch des Maurers ernste Weise
kann das Glück nie untergehn.

Was in Büchern nicht geschrieben
von des Lebens Seligkeit,
in der Kette ist geblieben
was den Menschen Wert verleiht.
Freundschaft ist’s, die uns verbindet
liebend auf dem Erdenrund,
und das Streben, das begründet
durch der Wahrheit keuschen Mund.

Nicht der Pflicht nur zu genügen – 61

Melodie: von J. Peters
Text: Cäsar Flaischlen

Nicht der Pflicht nur zu genügen,
was sie fordert und verlangt,
nicht der Stunde nur zu leben,
was sie nimmt und was sie dankt -,
einem stolzen Wollen gelte
unsresTages Ziel und Lauf:
|: über Sturm und über Wolken,
Sonn entgegen, trags uns auf! :|

Sonn‘ entgegen aus des Altags
nebeldumpfem Sagenspuk,
mit dem Siegtrotz froher Jugend
über Not und Last und Druck -,
und wenn andre töricht finden,
was sie uns so träumen sehn,
|: unsre Losung sei und bleibe:
nie im Alltag aufzugehn! :|

Und noch heut, solang uns frohe
Zuversicht noch führt zum Sieg,
lasst entscheiden uns und wählen:
mit wem Frieden, mit wem Krieg!
Freunde, Männer lasst uns werden,
da sie stolz zum Kampfe stehn,
|: treu und furchtlos, selbstverschworen:
nie im Alltag aufzugehn. :|

Neues Jahr! – 96

Melodie: schwäbisch
Text: Hoffmann von Fallersleben

Neues Jahr! Neues Jahr!
Sei uns was das alte war!
|: Rat uns alle, warn und wehr uns,
mahn uns väterlich und lehr uns,
gut und ehrenwert zu sein! :|

Neues Jahr! Neues Jahr!
Schirm und schütz uns vor Gefahr!
|: Lass dem Bund zum Wohl uns jeden
stets der Wahrheit Stimme reden
und in Treue zu ihm stehn. :|

Neues Jahr! Neues Jahr!
Sei uns freundlich immerdar!
|: Allen Halben, Lauen, Flauen
schenke Kraft und Selbstvertrauen
Mannesstolz und Zähigkeit! :|

Neues Jahr! Neues Jahr!
Mach uns unsre Hoffnung wahr!
|: Siegen laß die gute Sache,
daß der Pfaffen eitle Mache,
nimmermehr ihr Haupt erhebt. :|

Neues Jahr! Neues Jahr!
Sei uns was das alte war!
|: Daß in deiner letzten Stunde
dies noch schallt aus aller Munde:
„Tausend Dank, dir, altes Jahr!“ :|

Mag wehn der Sturm – 70

Melodie: Br:. Alfred Melchers
Text: Br:. F. M. Hessemer

Anmerkung: Dieses Lied dürfte im FZAS nicht oft gesunden worden sein: Die Melodie ist einfach nur schrecklich. Ich musste mich immer wieder vergewissern, die Noten nicht falsch eingegeben zu haben. Ferner: die Verse zwei bis fünf sind um eine Doppelreimzeile länger als der erste, folglich fehlt ein Stück Melodie dafür. Der Vollständigkeit halber stellen wir das Lied trotzdem ein.

Mag wehn der Sturm, der Donner rollen,
wir wissen was wir wollen!
Wir wollen Jeden anerkennen,
der frei sich regt in seiner Kraft;
wir wollen jeden Meister nennen,
der nur beweist die Meisterschaft;
wir wollen keinen Preis verhöhnen,
den wahre Tugend je gewann;
wir wollen aber Keinem frönen,
der sich nur eitel brüsten kann.

Mag wehn der Sturm, der Donner rollen,
wir wissen was wir wollen!
Wir wollen jede Meinung ehren,
die nicht verschwistert ist dem Staub;
wir wollen nicht die Welt bekehren
durch falsche Waffen, List und Raub!
wir wollen den willkommen heißen,
der Wahrheit liebt und Forschbegier,
und wollen ihn in seinen Kreisen
nicht zwingen, dass er lebt wie wir.
Nicht Groll erdulden, keinem grollen!
Wir wissen was wir wollen!

Mag wehn der Sturm, der Donner rollen,
wir wissen was wir wollen!
Wir wollen nicht an Krücken hinken,
wo stark wir sind zum freien Flug;
wir wollen aus der Quelle trinken,
nicht aus dem alten, faulen Krug;
wir wollen heilig nicht betiteln,
was nur unheilig uns umspann,
und wollen es uns selbst vermitteln,
was doch kein Zwischenträger kann.
Der Ruf zur Wahrheit ist erschollen,
wir wissen was wir wollen!

Mag wehn der Sturm, der Donner rollen,
wir wissen was wir wollen!
Wir wollen nicht im Trüben fischen
und nicht gefischt im Trüben sein;
wir wollen uns das Herz erfrischen
durch lautrer Freude lautern Wein;
wir lassen nicht die Köpfe hängen,
zerknirscht im jammernden Gestöhn,
wir wollen fröhlich in Gesängen
den Mut erweitern und erhöhn.
Den Dank der edlen Freude zollen!
Wir wissen was wir wollen!

Mag wehn der Sturm, der Donner rollen,
wir wissen was wir wollen!
Wir wollen fest am Boden halten,
nicht lüstern in die Wolken schaun;
wir wollen unsern Wert entfalten
im freien Geist und Selbstvertraun;
wir wollen stehn vereint und einig
mit jedem der da strebt und schafft,
und wollen einzig und alleine
uns selbst vertraun und unsrer Kraft!
Mag wehn der Sturm, der Donner rollen,
wir wissen was wir wollen!

Lasst uns das schlichte Erdenkleid – 57

Melodie: „Ach Herr, lass dein lieb Engelein“

Lasst uns das schlichte Erdenkleid
des Bruders nun für alle Zeit
still bergen in der Erden.
Dort wird der Leib ihn‘ Qual und Pein
in seinem letzten Kämmerlein
ruh’n bis zu neuem Werden.
Was war, was ist, das wird auch sein!
Verloren geht kein Stäubchen klein!
Der Geist ist’s, der lebendig macht,
er dringt auch durch die Grabesnacht
– O Lebensquell! Du steigst du sinkst,
doch immer hell durchdringst
du empor mit frischern Well.

Kommt, Brüder, trinket froh mit mir – 113

Melodie: A. Binzer
Text: Th. Körner

Kommt, Brüder, trinket froh mit mir;
seht, wie die Becher schäumen!
Bei vollen Gläsern wollen wir
ein Stündchen schön verträumen.
Das Auge flammt, die Wange glüht,
in kühnen Tönen rauscht das Lied:
|:schon wirkt der Götterwein! schenkt ein!:|

Doch was auch tief im Herzen wacht,
das will ich jetzt begrüßen.
Dem Liebchen sei dies Glas gebracht,
der Einzigen, der Süßen!
Das höchste Glück für Menschenbrust,
das ist der Liebchen Götterlust;
|:sie trägt euch himmelan! Stoßt an!:|

Ein Herz, im Kampf und Streit bewährt
bei strengem Schicksalswalten,
ein freies Herz ist Goldes wert,
das müsst ihr fest erhalten.
Vergänglich ist des Lebens Glück,
drum pflückt in jedem Augenblick
|:euch einen frischen Strauss! – Trinkt aus!:|

Jetzt sind die Gläser alle leer,
füllt sie noch einmal wieder!
Es wogt im Herzen hoch und hehr;
ja, wir sind alle Brüder,
von einer Flamme angefacht –
dem deutschen Volke sei’s gebracht,
|:auf dass es glücklich sei und frei!:|

Kommt, ihr Brüder, grüßt die Stunde – 94

Komponist unklar (W. A. Mozart oder Johann Holzner)
Text: Odoaker

Kommt ihr Brüder, grüßt die Stunde,
die uns eint im Freundschaftsbunde
zu erstreben höchsten Wert.
Hehrstem Licht gilt unsre Feier
dem Erleuchter, dem Befreier
|: der uns siegreich wiederkehrt. :|

Nur wo Sonnenstrahlen brennen,
da ist Leben, da Erkennen
Weisheit, Stärke, Schönheit, Luft.
Schlagend Herz des Weltenalles,
deinen Rhythmus widerhallt es
|: in der heißen Menschenbrust. :|

Leuchte Sonne, unsrem Siege!
Lüge, Knechtschaft unterliege,
wie dem Morgen weicht die Nacht!
Freudig schaffende Erbauung
quillt aus unsrer Weltanschauung,
|: gründet dauernd ihre Macht. :|

Ja, es ist ein mächtig Tagen – 59 *

Melodie: J. Peters
Text: Fr. von Schack

Ja es ist ein mächtig Tagen
auf der Welt, wie nie zuvor.
Unsichtbare Schwingen tragen
lichtwärts jeden Geist empor.
Und Gedanken, nie gedacht noch
brechen sich auf Erden Bahn;
|: und wo eben diese Nacht noch
sich gebreitet, flieht der Wahn. :|

Nicht am Fuße der Altäre
kniet der Mensch mehr angstbedrängt;
eines höheren Glaubens Lehre
hat der Tempel Dach gesprengt
Und die Götter seiner Kindheit,
Bilder seines kleinen Ichs,
|: schwanden hin, wie ihm die Blindheit
nach und nach vom Auge wich. :|

Aus der Urzeit finstrem Schlunde,
den kein Schimmer noch erhellt,
bringt zu ihm die Wunderkunde
einer ungeahnten Welt.
Und er sieht durch Jahr-Äonen,
eh der Menschheit Tag beginnt,
|: Wesen schon auf Erden wohnen,
die von seinem Stamme sind. :|

Rau und wild, und von dem dumpfen
Traum der Weltnacht übermannt,
lebten noch die Geistesstumpfen,
an das Dunkel starr gebannt.
Hausend in der Höhlen Nächten,
Mensch mit Mensch im ew’gen Hass,
|: aus der Feinde Schädel zechten
sie der Adern blut’ges Nass. :|

Aber auf der Wesenleiter,
die vom Tier zum Gotte steigt,
ward vom Weltgeist ihnen weiter,
höher stets der Pfad gezeigt.
Aus der Urwelt Grauen drangen
sie durch Schrecken, Mord und Tod
|: aufwärts im jahrtausendlangen
Kampf zum großen Morgenrot. :|

Ihre Rauheit ward zur Milde,
und gelöst vom finstren Bann
sah verklärt im Kunstgebilde
sie ihr eignes Wesen an.
Aber höher müsst ihr klimmen,
steil noch ist der Weg und weit!
|: Hört! Euch rufen Geisterstimmen
hoch aus der Unendlichkeit. : |

Und aus fernster Himmelsferne,
von der Zukunft lichten Höhn,
winken wunderbare Sterne,
die kein Auge noch geseh’n.
Auf denn, in den klaren Äther,
immer aufwärts, bis ihr fühlt,
|: dass er eurer niedern Väter
letzten Erbfleck von euch spült. :|

Wenn die Sonne ihr erflogen,
schon aus höhern Himmeln bricht,
über euch im Strahlenwogen
neuer Glanzgestirne Licht.
Und den Flug erst dürft ihr senken,
wenn am Ziel, das eurer harrt,
|: euer Wollen all und Denken
licht wie sie und göttlich ward. :|